Trotz unermüdlichen Anstrengungen der Organisatoren: Heftige Schneefälle und viel Wind verunmöglichten letztes Wochenende die beiden Herrenabfahrten in Zermatt. Das von ingenhoven associates, einer Konzerngesellschaft der BKW, entworfene Starthaus wäre allerdings für die Rennen bereit gewesen. Die aufblasbare, nachhaltige Innovation lässt sich in gerade mal 90 Minuten aufstellen und nach den Wettkämpfen spurlos wieder vom Gletscher entfernen (hier mehr erfahren). Wenn das Wetter diesmal mitspielt, feiert das Starthaus der neusten Generation nun bei den Damenrennen vom Samstag und Sonntag seine Rennpremiere.
Startbereich und Starthaus sind für die Athletinnen und Athleten immens wichtig. Hier bündeln sie ihre Konzentration und Kraft. Das Adrenalin fliesst in Strömen – manchmal auch, weil just im entscheidenden Moment etwas nicht klappt.
Ältere Semester erinnern sich beispielsweise an den 13. Februar 1994. Atemlos blickte damals die ganze Nation nach Lillehammer in Norwegen. Schafft Speed-Star Franz Heinzer seinen ersten Olympiasieg in der Abfahrt? Mitfiebern, Daumen drücken. Dann die eiskalte Dusche: Heinzer stösst beim Starten kräftig ab, doch der rechte Ski bleibt im Starthaus liegen. Bindungsbruch, aus der Traum nach nur zwei Sekunden!
Auch andere Athletinnen und Athleten haben im Starthaus schon Pannen erlebt, wie die Müsterchen im Folgenden zeigen. Die Schweizer Skicracks verraten zudem ihre schönsten Momente am Start, was sie vom perfekten Starthaus erwarten und wie sie das BKW Starthaus in Zermatt finden.
«Den habe ich bei meinem ersten FIS-Rennen erlebt. Bis ich endlich dran war, hatten sie das Starthaus bereits wieder abgebaut. Nur der Startrichter und die Zeitmessung standen noch da.»
Stefan Rogentin
«Einmal bin ich am Start ausgerutscht. Man möchte keine Fehler erleben, bevor es überhaupt angefangen hat.»
Marco Odermatt
«Mir brach mal zwei Minuten vor dem Start der Stock. Am Schluss war ich trotzdem Vierte auf dem Podest. Der schlimmste Moment war aber bei einem Europacup-Final in Andorra. Ich stampfte gerade mit den Ski, als der Servicemann der vorderen Athletin weglief. Mein Ski landete auf seinem Skischuh, und es gab ein furchtbares Geräusch, als meine Kante auf seine Schnallen traf. Ich hatte noch 20 Sekunden und schaute meinen Servicemann an. Er schüttelte den Kopf und sagte: ‹Geh einfach.› Ich wusste nicht, wie gut die Kante noch war. Horror.»
Michelle Gisin
«Den schlimmsten Moment habe ich in Sölden erlebt, als ich dort zum zweiten Mal gewonnen habe. Ich bin im zweiten Lauf fast gestolpert. Am Start stürzen möchte ich meiner Karriere ersparen.»
Lara Gut
«Das war zum Glück noch vor dem Weltcup. Ein Stein hatte vor dem Rennen meinen Ski erwischt. Ich stand am Start und wusste, das wird schwierig, denn auf dieser Seite blieb mein Ski immer hängen. So ist es nicht schön.»
Corinne Suter
«Schlimm ist das falsche Wort, es war recht lustig. An der Olympiade startete Corinne Suter im Training hinter mir. Sie hat gequasselt, und weil ich sie gut kenne, war es halt lustig. Das ist immer so, wenn sie nach mir dran ist. Als dann meine Brille beschlug, war ich aber doch ein bisschen gestresst.»
Jasmin Flury
«Es ist immer wieder eindrücklich, in Kitzbühel am Start zu sein. Das bleibt ein Leben lang in Erinnerung.»
Stefan Rogentin
«Als ich 2017 entschied, nach meiner Verletzung bereits in Sölden zu starten, habe ich mich so gefreut, dass ich wieder fahren kann. Dort am Start zu sein, war ein besonderes Erlebnis.»
Lara Gut
«Da gibt es zwei Momente. Der eine war im Herbst 2021 in Sölden. Ich hatte nicht damit gerechnet, nach meiner Pfeifferschen-Drüsenfieber-Erkrankung so schnell wieder am Start zu stehen. Bei der Besichtigung kamen mir die Tränen, weil ich mich so gefreut habe und so dankbar war. Der zweite Moment war letztes Jahr bei den Olympischen Spielen. Ich war sehr nervös. Dann habe ich im letzten Moment gemerkt: Mut ist nicht das Fehlen von Angst, sondern der Triumph über sie. Es hat perfekt funktioniert.»
Michelle Gisin
«Die schönsten Starthaus-Momente erlebe ich bei den Klassiker-Rennen. Ganz speziell ist es auch, wenn man beim Riesenslalom im ersten Lauf führt. Steht man im zweiten Lauf am Start und schaut zurück, steht da niemand mehr. Das ist schon ein besonderer Moment.»
Marco Odermatt
«Es ist schwierig, einen Moment rauszupicken. Am Anfang der Saison ist aber alles intensiver. Wenn man dann im Starthaus ist, gibt das einem nochmals ein anderes Gefühl, als wenn man im Training startet. Die Uhr, das Piepsen – man kommt sehr einfach in den Tunnel. Das ist für mich immer ein schöner Moment.»
Jasmin Flury
«Die Olympischen Spiele 2022 liefen sehr cool ab. Alles war unspektakulär, so normal. Das ist für mich speziell. Denn ein solcher Grossanlass ist alles andere als normal. Von daher konnte ich versuchen, alles wie im Training anzugehen.»
Corinne Suter
«Ich brauche nicht viel am Start. Aber ich will meine Ruhe und meinen Platz und nicht zu viele Leute. Je grösser das Starthaus ist, desto mehr Ruhe hat man.»
Wendy Holdener
«Es muss genügend Platz und Schutz vor dem Wind bieten, das ist das Wichtigste. Man will am Start nicht frieren. Ich habe aber auch schon erlebt, dass alle ins Starthaus wollten, weil es so heiss war und alle Schatten suchten.»
Lara Gut
«Das perfekte Starthaus sollte einen langen Eingang und genügend Platz für alle Athleten haben. Das ist sehr wichtig für uns. Denn wir brauchen Ruhe, um uns gut konzentrieren und ein gutes Rennen fahren zu können.»
Stefan Rogentin
«Es sollte vor allem winddicht sein. Am schlimmsten ist es, wenn es in den letzten beiden Minuten vor dem Start von vorne reinwindet. Dann fängst du an zu frieren, weil du schon in den Ski drin bist und dich nicht mehr bewegen kannst. Genügend Platz ist ebenfalls wichtig. Oft haben wir ganz kleine Häuschen, und die Betreuer der Athletin vor dir laufen dir dann praktisch über die Ski. Das ist mühsam. Mein Servicemann macht sich dann immer breit.»
Michelle Gisin
«Es gibt Starthäuser, da passen gerade mal man selber, der Servicemann und der Trainer rein. Das perfekte Starthaus sollte also genug Platz bieten – und verhindern, dass es komplett durchzieht, wenn es windet.»
Marco Odermatt
«Es ist sehr futuristisch. Modern, etwas ganz anderes. Man fühlt sich sicher gut und gross, wenn man da rauskommt. Mit seiner Silberfarbe passt es auch sehr gut in den Schnee. Und dass es mit Sonnenenergie betrieben wird, ist cool!»
Wendy Holdener
«Das Starthaus in Zermatt ist zusammen mit Kitzbühel und Wengen eines der Topstarthäuser. Es hat alles, was man braucht, und ist sehr nachhaltig. Das ist wichtig für unseren Sport und nötig, damit auch künftige Generationen diesen noch ausüben können.»
Stefan Rogentin
«Es ist vielleicht nicht so idyllisch wie das Holzhüttchen am Lauberhorn, dafür aber technologisch sehr fortgeschritten, wie in Kitzbühel.»
Marco Odermatt
«Mir gefällt, dass das Starthaus in Zermatt Solarpanels hat und so nachhaltig ist. Zudem sieht es stylish aus und schützt uns wie ein Kokon. Ich denke, es wird im Frauenzirkus im Beliebtheitsranking weit oben, wenn nicht zuoberst stehen.»
Michelle Gisin
«Die Grösse gefällt mir besonders gut. Sonst herrscht immer so ein Gedränge. Hier findet jede ihr Plätzchen. Und es ist sicher warm drin, wenn es windet, da hat man einen guten Rückzugsort. Im Kombi ist es meistens recht kalt.»
Jasmin Flury
«Ich habe bei uns Frauen noch nie ein so schönes Starthaus gesehen. Es ist sehr beeindruckend und wirkt sehr gross. Es sieht aus, als hätte man sehr viel Platz. Und mit dem LED-Licht sehr speziell. Es gefällt mir recht gut. Gäbe es ein Ranking, wäre es ziemlich weit oben, wenn nicht zuoberst.»
Corinne Suter